Balkis
Die schwarze Gazette
Ausgabe 114 vom 14.10.2008
 
Serie - Die Städte des Tyrannenreichs
 
Vesper, Schmelztigel des Verfalls
 

 
Die schwarze Gazette: Serie - Die Städte des Tyrannenreichs

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Vesper, Schmelztigel des Verfalls
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Vesper, einst blühende Stadt, Krone des Reiches Horadrims, Perle am Sternenmeer.
Ach vorbei, vorbei...

Vorbei sind die Tage deines Glanzes. Vorbei ist es mit deinen langen blumigen Alleen. Vorbei mit dem sanften bunten Herbstrauschen im Blätterwald deiner einst so stolzen Grünanlagen. Heute erhebt sich kein süßer Rosenduft mehr über die schmucken Dächer, heute... ja heute atmet man Pferdegülle und den Gestank ungewaschenen dahinvegetierenden Volkes.

Die Garde, einst ein Synonym für Disziplin, Strenge und militärischem Drill lungert gelangweilt am großen Platz an der Postkutschenstation herum. Statt für Ordnung wird lieber für Amüsement und Unterhaltung gesorgt. Ein kleines Schwätzchen im Dienst, früher ein undenkbarer Fauxpas, heute die Regel. Und um dem ganzen die Krone zu entreißen: Es wird gefeilscht, gehandelt, gewürfelt, betrogen - alles im Dienst. Da hilft es auch nicht wenn alle Jahre mal die Frau Oberst nach dem Rechten schaut, denn inzwischen vergisst der Linke bereits das salutieren.

Es tränt das Auge des Betrachters, doch heute ist die Stadt an der Küste des Tyrannenreiches nicht viel mehr als ein verkommenes Dreckloch. Dort auf der Bank unter dem welken Baum säugt eine obdachlose Mutter ihr uneheliches Kind. Ein Halbork badet im öffentlichen Brunnen und vergiftet das Wasser (wir wollen hier nicht näher auf die Art der Verschmutzung eingehen). Statt einen Pfeil in der Brust erntet er vom diensthabenden Gardemann nur ein gestrenges "Dududuuu". Gut, der Finger wurde auch erhoben, das muss man anerkennen. Ein verwahrlostes Kind streitet altklug mit einer Erwachsenen. Und am Marktstand einer Händlerin tut sich wieder die Garde mit ungebührlichem Verhalten hervor:

Der Gardist, noch glücklich verheiratet, kauft bei der Marktschreierin ein Festkleid, nicht etwa für die Ehefrau sondern um es seiner Mätresse auf der nahen Parkbank zu verehren. Mit dem Vorwand er müsse die Größe überprüfen zieht er es auch noch selbst an. Dabei flirtet er hemmungslos zuerst mit der Händlerin, dann mit seiner Mätress während die ahnungslose Ehefrau zuhause sitzt und Kind und Kegel versorgt.

Ein Säufer oxidiert nutzlos in einer Straßenecke vor sich hin und kippt einen Krug Whisky nach dem andern in sich hinein. Vorbei die Tage wo solch ein Individuum in den nächsten Müllsack gekehrt und im Hafen versenkt wurde. Heute liegen die Gardisten daneben, voll wie die Katapulte und rülpsen mit um die Wette. Unterdessen verscheucht das verdreckte Kind allein durch seinen Mundgeruch die Händlerin und Frau Oberst verdrückt sich bevor das Temperament einer angedrillten Killermaschine mit ihr durchgeht. Wäre man dageblieben hätte Frau ja für Ordnung sorgen müssen.

Ja es hat sich viel geändert in diesen Tagen. Doch alles in allem ein ganz normaler ruhiger Tag in der Stadt der Tyrannei - in Vesper.

In Britian derweil, zu später Stunde auf der Audienz der Tyrannin, vermeldet Frau Oberstleutnand: Es gehe alles seinen gewohnten Gang und hier wie dort herrsche die gleiche einhellige Ruhe und Ordnung.

Na das lässt ja tief blicken...

gez. Die Untergrundbewegung
"Freiheit für Britain"



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14.10.2008 - 00:45Kontakt: redaktion@die-schwarze-gazette.de
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