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Der Guardian Ausgabe 79 vom 10.10.2008 |
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Reisebericht | ||
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Weibsvolk | ![]() |
Der Guardian: Reisebericht Liebe Leserinnen, erneut weicht die Redaktion vom üblichen politischen Auftrag ab und präsentiert ihnen in dieser Ausgabe einen Reisebericht mit nicht minderer Brisanz. Die Autorin möchte wie immer aus nahe liegenden Gründen ungenannt bleiben. Weibsvolk ------------------------------------- - Eine Reise aus der Not geboren... Liebe Leserinnen, wir Frauen wissen nur zu gut, Männer sind ein Irrtum der Natur, ein Versehen, ein netter Versuch aber eben misslungen. Weißgott, ich will euch nicht mit solch einer Binsenweisheit langweilen. Jedoch, auf meiner letzten Reise musste ich schmerzlich zur Kenntnis nehmen, es gibt tatsächlich sehr sehr seltene Situationen in denen man einen Mann braucht. Nein, ich spreche jetzt nicht vom Müll raus tragen. Schließlich wissen wir alle, bis das männliche Gehirn jene komplexe Aufgabe überhaupt erfasst, ist die Woche um und statt einem vollen Mülleimer stehen inzwischen zwei da. In diesem Bericht geht es um etwas viel Wichtigeres. Und nur ein Mann konnte das erledigen. Es gab zu meinem größten Bedauern keine Alternative. Wo ist da das Problem werden die Wissenden und die in männliche Gesetzmäßigkeiten Eingeweihten unter Euch sagen, da geht man raus vor die Tür, schüttelt das offene mindestens schulterlange Haar, krempelt den Rock am rechten Bein etwas hoch, klimpert ein wenig mit den Wimpern und Zack! Schon kleben einen 10 Männer in den Haaren wie Fliegen auf dem Leim. So funktioniert das, so hat es immer funktioniert, so wird es immer funktionieren. Ja denkste! Genossinnen, ich muss Euch heute leider mit einer mathematischen Nullstelle dieses ehernen Naturgesetzes vertraut machen. Einer Division durch Null, einer Singularität der Unendlichkeit. Was tun wenn tatsächlich und überhaupt gar kein Mann da ist? Das ist Unmöglich? Ein Märchen? Frei erfunden? Von wegen! Lest selbst: In Trinsic ist es mir zuerst aufgefallen, etwas später auch in Britain. Nicht das es mich gestört hätte, hübsche, fröhlich Menschen überall auf den Straßen - Es herrschte Frieden! Wohin man sah, Frauen! Doch ich stand da mit meinem Problem und weit und breit kein Mann. Also auf nach Vesper, der Stadt des Handels. Dort pulsiert das Leben. Erwartungsvoll steige ich aus der Postkutsche und sehe... nur Weibsvolk. Da hat Marada die Händlerin ihren Teppich ausgebreitet und preist lautstark ihre Waren an. Immerhin, um die Ecke stehen fünf Gardisten, vier davon Weiber und ein Bübchen. Ich brauche aber einen ganzen Mann, nix halbes. Dann halte ich mich eben an die Gardistinnen. Vier davon werden wohl einen Mann ersetzen können. Als ich mir das Quartett so ansehe kommen mir die ersten Zweifel. Alle vier einen Körperbau der eine Gazelle zu einem Mastochsen stempelt. Schlank und Rank, Wespentaille und blutjung. Jede von ihnen hat am Sattel ihre Waffe verstaut. Jetzt wird mir auch klar warum die zu viert sind. Um so einen gewaltigen Bihänder anzuheben brauchts schon Teamwork. Ein Test ergibt schnell, sie können mir nicht helfen. Verdammt, ich brauch einen Mann! Beim Hohen Rat braucht man es gar nicht erst Versuchen, der ist fest in weiblicher, will sagen Gilmores Hand und bei den Horadrims herrschen bekannterweise seit Generationen die Weiber. Also Weiterfahrt nach Outside Wind, der Stadt in der die Götter Urlaub machen. Dort mach ich gleich Nägel mit Köpfen. Die ganzen Weiber die da rumschwirren interessieren mich nicht. Ich erkundige mich gleich nach dem Stadtoberhaupt, dem stärksten Charakter, dem Anführer, dem Alphatierchen. Und was kommt? Lureen, eine Frau - na logisch! Freunde, jetzt war es an der Zeit über politisches Geklünkel hinwegsehen zu können. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Auf nach Magincia, dem Erzfeind. Dort haben in der Miliz schon immer Männer gehaust, gesoffen und Kriege geführt. Ich schwelge in Erinnerungen, ja damals gab es noch richtige Männer in der Republik: "Ich Berlok, Kaiser und Gott!" oder "Adam Tronsky, der Bulle von Skara Brae!" Ich lächle in freudiger Erwartung. Hier wird mir Hilfe widerfahren. Ich brauche einen Mann, sofort! Aber ach was soll ich sagen? Weiber allüberall! Die Miliz, alles Weiber - also ich meine nicht nur im Herzen sondern auch rein äußerlich, also so richtig echt Frau, durch und durch! Bildhübsch natürlich und mit Muskeln aus Stahl. Jede einzelne von ihnen kennt 51 Methoden einen Mann lautlos zu töten. Vermutlich haben sie bereits weidlich Gebrauch davon gemacht. Männer? Nervlich zu schwach für diesen Job, sagen sie. Ich bin erschüttert. Dann kam mir eine Idee: Jäger und Sammler, eine uralte Männerdomäne. Auf in den nächsten Urwald! Liebe Leidensgenossinnen ihr ahnt es sicherlich schon. Meine Hoffnung schwand als ich "sie" traf. Ein Mädel, keine 18 Lenze aber schon seit Geburt allein im Dschungel. Auf der Haut nichts als ein hauchdünnes kurzärmeliges Seidenhemdchen, natürlich nass. Und die Hose beinfrei bis zum Bauchnabel. Ich habe da mal ein Buch gelesen. Den Namen von ihm hab ich vergessen, aber sie hieß Jane und "die da" strauchte genauso knapp beklamottet herum. Mit Männern war es also auch im Urwald Essig! Anscheinend ist Garlen, die große Mutter, gerade dabei den Fehler "Mann" zu korrigieren. Die Anzahl freilaufender Männer sinkt dramatisch, die Menge hübscher Frauen nimmt dagegen zu. Ansich ja nichts schlechtes. Doch wer denkt dabei an mich? Und muss der weibliche Nachwuchs immer so unverschämt jung sein? Ich bin für Kindeserziehung bis Mitte 30 (Alter des Kindes, nicht der Erzieherin!) Die Erkenntnis: "Mann" darf nicht aussterben, setzt sich nur langsam durch. Inzwischen ist die Spezies Mann in ihrem Fortbestand ernsthaft gefährdet. Unabhängig davon geht es hier aber um mehr, es geht um mich! Und Teufel noch mal, ich brauche einen Mann! Jetzt konnte nur noch Magie helfen. Auf nach Pantagruel, die Insel der magischen Zauderer. Dort wird, dort muss man mein Problem lösen. Ich weiß es! Doch der erste flüchtige Blick bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen. Hier tragen alle Röcke. Ich kralle mir die erstbeste Magierazubine und bekomme prompt einen Feuerball der Klasse 8 übergebrezelt. Sie, die höchstens 23 jahrige Azubine, beschimpft mich, dass sie es nach 77 Semestern und 30 Jahren Berufserfahrung nicht nötig habe, so mit sich umspringen zu lassen. Ich flüchte vor ihr in die Tiefen der Akademie. Himmel, ich will jetzt einen Mann! Da hinten, ganz am Ende des Ganges. Der alte Zausel mit schlohweißem Haar, das muss Allasiel sein. Hurra ein Mann. "Weiser alter Mann", bitte ich, "hilf mir bei meinem Problem", ich strecke flehend meine Hände nach im aus und merke das ich mit einem Wandgemälde spreche. Ich sinke schluchzend in mich zusammen, meine letzte Hoffnung ist dahin. Hier werde ich sterben, mit Allasiels Namen auf den Lippen... Es war alles so Hoffnungslos. Wie in Trance summte ich eine uralte Melodie: "Wo sind all die Männer hin, wo sind sie gebliiiihiieben?" Dabei lief ich soweit mich meine Füße trugen. Weiter immer weiter. Irgendwann auf meinem endlosen Marsch der Trübsinnigkeit kam ich nach Skara Brae... ...Zwischen Tränen und Verzweiflung nehme ich die festen Schritte kaum war. Eine kräftige behaarte Männerhand greift nach mir. Durch den Tränenschleier kann ich nicht erkennen wen ich vor mir habe. Seine sonore tiefe Bassstimme dringt beruhigend an mein Ohr. Ich fühle mich geborgen und sicher. Sanft wischt er mir eine Träne aus dem Gesicht: "Warum weinst Du mein Kind? Kann ich Dir irgendwie helfen?" "Hiiija", schluchzte ich und halte ihm mein Problem hin, "kannste mir mal bei der Flasche Wein helfen? Ich komme mit diesem Korkenzieher einfach nicht zurecht..." Männer unter Naturschutz! Mehr Mann! gez. Dem Hause Horadrim ergebenste Verlegerin des Guardian Impressum: www.der-guardian.de/archiv_guardian.html redaktion@der-guardian.de |
10.10.2008 - 15:15 | Kontakt: redaktion@der-guardian.de |
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